Die Nachricht machte in rasendem Tempo die Runde: Es stehen schwerwiegende Vorwürfe gegen des Klinikum Friedrichshafen im Raum. Es geht um den Tod einer Oberärztin, potenzielle Gefährdung des Patientenwohls und offenbar eklatante Missstände.

Über die Vorwürfe berichteten wir zum ersten Mal am 6. Dezember. Lesen Sie, worum es genau geht, was es mit einem Gutachten auf sich hat und was die Klinik, Teil des Verbunds Medizin Campus Bodensee, zu den Vorwürfen sagt.

7. Dezember: Protest bei Betriebsversammlung

Bei einer schon länger geplanten Zusammenkunft im Krankenhaus am 7. Dezember fordern die Beschäftigten des Klinikums Aufklärung zu den aktuellen Vorwürfen. Die soll kommen, verspricht der Geschäftsleiter.

8. Dezember: Trauer, Bestürzung und offene Fragen

Die Anteilnahme ist groß. Nach Bekanntwerden des Freitods der ehemaligen Leitenden Internistischen Oberärztin am Medizin Campus Bodensee (MCB) in Friedrichshafen trauern viele Kollegen und Patienten, die Bestürzung ist groß. Vor dem Eingang der Klinik wurden Kerzen aufgestellt. Im Internet äußern sich in Sozialen Netzwerken viele Menschen und drücken ihre Fassungslosigkeit aus.

Am Eingang des Klinikums wurden Kerzen für die verstorbene Oberärztin aufgestellt.
Am Eingang des Klinikums wurden Kerzen für die verstorbene Oberärztin aufgestellt. | Bild: privat

10. Dezember: Anwalt fordert Aufklärung

Der Jurist Detlef Kröger kämpft nach dem Tod seiner Mandantin für eine lückenlose Aufarbeitung der schweren Verdachtsfälle in der Klinik Friedrichshafen. Ein Gespräch über Liebe und Verantwortung, Trauer und Vertrauen.

11. Dezember: Aufsichtsrat berät außerordentlich

Wie der SÜDKURIER aus mehreren Quellen erfahren hat, wurde für 13. Dezember eine außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrats anberaumt. Dessen Aufgabe ist es unter anderem, die Geschäftsführung zu beraten und zu überwachen.

12. Dezember: Das sagt der Betriebsrat

Der Betriebsrat äußert sich im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung am 13. Dezember. Im internen Kommunikationssystem der Klinik veröffentlichen die Arbeitnehmervertreter ein Schreiben.

13. Dezember: Wie reagiert der Aufsichtsrat?

Am 13. Dezember tagt der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung lange – und kommt zu einer Entscheidung. Wird es personelle Konsequenzen geben?

15. Dezember: Aufklärung darf nicht verschleppt werden

Anstelle zügig zu handeln, scheinen die Verantwortlichen auf Zeit zu spielen. Der Schaden wird dadurch noch größer: Ein Kommentar zu den Vorgängen von Günter Ackermann.

20. Dezember: Brief der Oberärzte

Knapp 70 Beschäftigte des Medizin Campus Bodensee (MCB) haben sich in einem Brief an die Aufsichtsratsmitglieder sowie an die Geschäftsführung des Klinikums gewandt. Darin fordern sie eine lückenlose Aufarbeitung der Vorwürfe gegen das Haus. Chefärzte, leitende Oberärzte, Oberärzte sowie Fachärzte des Klinikums wollen, dass ‚die am Vorgang beteiligten Mitglieder der Geschäftsführung bis zum Abschluss der Aufklärung freigestellt werden‘.

21. Dezember: Weiteres Schreiben, andere Stoßrichtung

Nur zwei Tage später ein weiteres Schreiben, das nun lediglich seitens der oberen medizinischen Führungsriege unterzeichnet wurde. Festzuhalten ist: Chefärzte unterzeichneten teils auch das vorhergehende Schreiben. Im aktuellen Brief wird nun eingeräumt, dass der Tod der Oberärztin persönliche Gräben aufgerissen habe – und bei vielen zur Trauer und zur Fassungslosigkeit geführt habe. Von einer Kritik an der Klinikleitung ist keine Spur mehr. Auch nicht von Zweifeln an der Transparenz der geplanten Aufklärung.

2. Januar: Interview mit einer Pflegerin

Eine Pflegerin berichtet, warum sie der Geschäftsführung nicht traut – und worauf sie stolz ist.

3. Januar: Mahnwache an Neujahr

Am Neujahrsabend versammeln sich Menschen vor dem Klinikum in Friedrichshafen. Sie erinnern an die verstorbene Oberärztin und fordern Aufklärung.

11. Januar: Chefarzt lässt Posten ruhen

Seit der Aufsichtsrat des Medizin Campus Bodensee am 10. Januar getagt hat, steht fest: Ein Chefarzt lässt sein Amt als Medizinischer Direktor bis zum Abschluss der Untersuchung ruhen. Zudem werden er und Geschäftsführer Franz Klöckner auf eigenen Wunsch nicht über die laufenden Untersuchungen unterrichtet.

12. Januar: Pflegekräfte fordern unverzügliches Handeln

Während Oberbürgermeister Andreas Brand in einer Mitteilung zur Sitzung damit zitiert wird, dass die Aufklärung Zeit und Geduld erfordert, fordern Pflegekräfte in einem gemeinsamen Brief ein ‚unverzügliches Handeln‘. Sie sehen es als dringend geboten an, die von den Vorgängen betroffenen Mitglieder der Geschäftsleitung freizustellen, beschreiben die aktuelle Entscheidung nach der Sitzung zudem als halbherzig und nicht ausreichend.

Bild 2: Klinikum Friedrichshafen: Alles über die schweren Vorwürfe
Bild: Hilser, Stefan

15. Januar: Mitarbeiterversammlung am Klinikum

In Kürze soll die Aufklärung der Vorwürfe starten. Bei einer Veranstaltung informierten Verantwortliche die Mitarbeiter zum Vorgehen. Vertrauen in das Compliance-Verfahren haben nur wenige. Das Vertrauen vieler Mitarbeiter sei weiterhin „erschüttert“.

24. Januar: Die Rolle von Andreas Brand

Seit Wochen manövriert sich Andreas Brand als Aufsichtsratsvorsitzender des MCB durch die Krise – und äußert sich oft eher ausweichend zu den Vorwürfen. Es steht nicht nur der Ruf des Krankenhauses auf dem Spiel. Welche Verantwortung hätte der Aufsichtsrat in möglichen Schadensfällen, wie sie nun untersucht werden?

22. Februar: Aufarbeitung der Vorwürfe dauert länger als geplant

Eigentlich sollte der Untersuchungsbericht des Compliance-Verfahrens bis Ende März fertiggestellt sein. Doch das Vorhaben nimmt mehr Zeit in Anspruch, wie die Anwälte informieren. Die Rechtsanwaltskanzlei Feigen Graf unter der Leitung von Andreas Minkoff führt die Untersuchung. In einer Pressemitteilung vom 22. Februar informiert der MCB über den aktuellen Stand des Compliance-Verfahrens, den Minkoff dem Aufsichtsrat vorgestellt habe. Nun ist von Juli die Rede.

23. Februar: Kündigung nicht „ausgesprochen“

Das Klinikum bezieht Stellung zu einer Formulierung rund um die Kündigung der verstorbenen Oberärztin.

7. März: Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungsverfahren ein

Die Kriminalpolizei sieht ausreichend Indizien für ein offizielles Ermittlungsverfahren. Im Fokus stehen vier aktive Ärzte und ein ehemaliger Arzt. Zum einen bestehe der Anfangsverdacht des Abrechnungsbetrugs. Zum anderen werde wegen des Verdachts ärztlicher Fehlbehandlungen ermittelt. Die Kriminalpolizei habe begonnen, in Unterlagen des Klinikums Einsicht zu nehmen.

8. März: Das sagen Mitarbeitende zur Lage

Nach wie vor herrscht bei Mitarbeitenden Ungewissheit, wie genau es beim MCB weitergeht. Bei einer neuerlichen Mahnwache für die verstorbene Kollegin erzählen sie uns von Kündigungsplänen, Hoffnungen und Skepsis gegenüber der internen Untersuchung.

11. März: Bundesweite Aufmerksamkeit für Friedrichshafen

Einen Tag nach Beginn der offiziellen Ermittlungen sorgt ein internes Schreiben für Aufregung. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ werde am selben Tag noch über das Klinikum berichten. Kurios ist: Der Artikel erscheint gar nicht. Auch weitere Medien steigen nun in die Berichterstattung ein.

13. März: Chefarzt lässt Tätigkeit ruhen

Der von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ravensburg betroffene Chefarzt lässt seine Tätigkeit für die Dauer der parallel laufenden internen Untersuchung ruhen. Das teilt der MCB im Anschluss an eine Sitzung des Aufsichtsrats am 12. März mit.

15. März: Auch der „Spiegel“ berichtet

Nun berichtet der „Spiegel“ über die Vorwürfe. Drin heißt es unter anderem, die AOK habe federführend für die gesetzlichen Krankenkassen Anzeige erstattet, „auch wegen möglichen Abrechnungsbetrugs in Höhe von rund einer Million Euro“.

28. März: Unterschied der Verfahren

Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Anfang März gegen Ärzte des Klinikums. Seit Dezember 2023 läuft bereits ein interner Aufarbeitungsprozess. Das ist der Unterschied zwischen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und Compliance-Verfahren.

10. April: Welche Rechte haben Patienten?

Viele Leser haben sich mit Erfahrungen aus dem Klinikum Friedrichshafen an den SÜDKURIER gewandt. Welche Wege gibt es für Patienten, die einen Behandlungsfehler vermuten? Ein Anwalt für Medizinrecht berichtet.

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