Gute Nachrichten waren in den vergangenen Monaten Mangelware beim Klinikum Friedrichshafen. Seit dem Freitod einer Oberärztin Ende Oktober und massiven Vorwürfen gegen Klinikärzte, die seit Februar strafrechtlich ermittelt werden, standen auch die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat mit dem Rücken zur Wand. Bei seiner letzten Sitzung hat das Kontrollgremium nun aber wichtige Schritte nach vorn beschlossen.

Eine Frau an der Spitze

Wie das Klinikum am Freitag mitteilt, wird zum 15. April die Sana-Managerin Anthea Mayer als Geschäftsführerin des Medizin Campus Bodensee (MCB) berufen. Der kommunale Klinikverbund hatte die Sana Kliniken AG als Management-Dienstleister eingekauft. Der private Klinikkonzern wurde beauftragt, ein Sanierungskonzept für den MCB mit seinen beiden Krankenhäusern in Friedrichshafen und Tettnang aufzustellen. Seit Oktober 2023 läuft der Vertrag zwischen MCB und Sana für insgesamt vier Jahre mit Option auf Verlängerung. Anthea Mayer löst im Rahmen dieser Vereinbarung Mirko Papenfuß ab. Der Generalbevollmächtigte bei Sana war zuletzt ebenfalls als MCB-Geschäftsführer tätig, kümmerte sich aber hauptsächlich um das Sanierungskonzept.

Franz Klöckner, hier im Ratsaal, bekommt eine Co-Geschäftsführerin an die Seite.
Franz Klöckner, hier im Ratsaal, bekommt eine Co-Geschäftsführerin an die Seite. | Bild: Benjamin Schmidt

Bei dieser Konstellation bleibt es auch. Franz Klöckner bleibt laut Mitteilung Geschäftsführer und bekommt Anthea Mayer an die Seite. Die studierte Gesundheitsmanagerin und angehende Wirtschaftsrechtlerin war zuvor in mehreren Kliniken und in einem Klinik-Konzern in leitenden Funktionen tätig, darunter auch im Helios-Spital in Überlingen.

Ein Duo an der Spitze

Neu ist allerdings, dass der Aufsichtsrat nun auch einen Kaufmännischen Direktor installiert. Michael Buchheit war zuletzt Referent des Vorstandsvorsitzenden der Sana Kliniken AG. „Wir haben hier ein sehr gutes Team für den MCB gefunden, das voller Tatendrang und zudem strategisch sehr gut aufgestellt ist. Ich bin mir sicher: Die beiden werden den MCB voranbringen“, bewertet Mirko Papenfuß die Nachfolge.

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Sanierungskonzept steht

Vielleicht noch wichtiger als die personelle Neuaufstellung ist jedoch die Tatsache, dass nun offenbar das Sanierungskonzept für den MCB steht. Auch das habe der Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, teilt das Klinikum mit. Eigentlich sollte dieses Papier schon Ende 2023 vorliegen. Das Ziel war ursprünglich, bereits zum 1. Januar 2024 damit zu beginnen, den Klinikbetrieb neu aufzustellen. In den Ratsunterlagen von Oktober war zu lesen, es gehe um eine „trag- und zukunftsfähige Strategie, um die pflegerische, medizinische und wirtschaftliche Stabilisierung der Kliniken zu starten“. Doch nach dem Tod der Oberärztin geriet das Klinikum in den Strudel der Ereignisse, die letztlich bundesweit Wellen schlugen.

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Das Sanierungskonzept wird gebraucht, um gegen die tiefrote Zahlen zu wirken, die der MCB seit Jahren in den Bilanzen ausweisen muss. Im vergangenen Oktober hatte Geschäftsführer Franz Klöckner für das Jahr 2023 einen Fehlbetrag in Höhe von 19,2 Millionen Euro prognostiziert. Drei Monate vorher rechnete man noch mit einem Minus von 16,5 Millionen. Jahr für Jahr steigt das Defizit. Die Millionensummen belasten die Zeppelin-Stiftung. Um diese Spirale zu durchbrechen und die Wirtschaftlichkeit des MCB zu steigern, sollte der private Klinikbetreiber Ideen liefern.

Das Klinikum Friedrichshafen
Das Klinikum Friedrichshafen | Bild: Cuko, Katy

Was konkret im Sanierungskonzept steht, darüber will der Klinikverbund aktuell nicht sprechen. Die Rede ist lediglich davon, dass die „definierten Maßnahmen und Projekte“ nun in die Umsetzung gehen sollen. „Wir haben viel Wert daraufgelegt, die vorhandene Expertise einzubeziehen und werden das vorliegende Konzept nun mit allen beteiligten Gremien und Personen detailliert besprechen“, wird Noch-Geschäftsführer Dirk Papenfuß zitiert.

Erst kommunizieren, dann umsetzen

Im nächsten Schritt gehe es unter der Leitung von Anthea Mayer, den Sana-Experten und gemeinsam mit den Mitarbeitenden in die schrittweise Umsetzung. Darüber möchte man die Mitarbeitenden nicht nur regelmäßig informieren, sondern auch einbeziehen, steht in der Mitteilung.

Für den Aufsichtsrat ist damit eine Weiche für die Zukunft gestellt. „Wir haben in herausfordernden Zeiten wichtige Meilensteine für die Neuausrichtung des MCB erreicht“, kommentiert Oberbürgermeister Andreas Brand, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates ist. Wohl wissend, dass vor dem Gremium und dem Klinikum noch viel Arbeit liege, „bevor wir sagen können, wieder in gutem Fahrwasser zu sein“, so Brand. Er selbst wird mit seinem vorzeitigen Abschied Ende Oktober dann nicht mehr auf der Brücke stehen. „Aber der Kurs ist klar“, glaubt der OB.