Auf vollen Touren wird die historische Eisenbahnbrücke zwischen Waldshut und dem Schweizer Koblenz seit nunmehr einem halben Jahr von Grund auf saniert. Seit einiger Zeit wird die Baustelle durch die Holzhäuschen, die auf der Brücke errichtet worden sind, sogar weithin sichtbar. Aber wie so oft bei historischen Bauwerken: Blickt man genauer unter die Fassade, wartet gelegentlich eine unangenehme Überraschung. In diesem Fall kommt sie in Form von Asbest-Funden daher, deren Beseitigung das gesamte Projekt verzögern.

Was ist genau das Problem?

Die Brücke wird seit Anfang April systematisch von oben nach unten saniert, um einen Weiterbetrieb der Strecke für die kommenden Jahrzehnte zu gewährleisten. Dazu zählt der Austausch von in die Jahre gekommenen und abgenutzten Bauteilen, aber auch die Beseitigung alter Baustoffe und Beschichtungen, die heute aufgrund ihrer Schädlichkeit für Mensch und Umwelt nicht mehr verwendet werden.

In diesem Zuge wurden auch Asbest-Vorkommen festgestellt, was die Schadstoffsanierung wesentlich aufwendiger macht, wie die Schweizer Bundesbahn (SBB) darstellt. Dies führt zu Verzögerungen beim Abschluss des ersten Bauabschnitts. Dieser war ursprünglich für Ende Oktober vorgesehen. Inzwischen geht die SBB davon aus, dass es 9. Dezember wird, bis die ersten Züge wieder über die historische Brücke verkehren können.

Was bedeutet das für die Nutzer der Bahn über die Grenze hinweg?

Unmittelbare Folge ist, dass weiterhin Shuttle-Busse verkehren, wie Konzernsprecher Martin Meier auf Nachfrage erklärt. „Aufgrund des stark variierenden Verkehrsaufkommens auf der Straße können die Fahrzeiten der Bahnersatzbusse schwanken“, erklärt er. Daher verkehrten zwischen Montag und Freitag während der Hauptverkehrszeiten und zusätzlich am Samstag zwischen 9 und 16 Uhr die Busse im 15-Minuten-Takt, ansonsten im 30-Minuten-Takt.

Wie sehen die Erfahrungen mit den Shuttle-Bussen aus?

„Der Bahnersatz bewährt sich“, bringt es Meier auf den Punkt. Zu Beginn der Sperre habe es seitens der Kunden einige Beschwerden zu den längeren Fahrzeiten infolge des Verkehrsaufkommens auf der Straße gegeben. „Wo möglich wurde darauf noch nachjustiert, aber die Möglichkeiten sind aufgrund der Verkehrslage sehr begrenzt“, räumt der SBB-Sprecher ein. Gleichwohl habe es seit Juni „praktisch keine Kundenrückmeldungen mehr eingegangen“.

Was wird aktuell gemacht?

Mit Hilfe von hydraulischen Pressen wurde die Brücke um ein paar Millimeter angehoben und an einer Hilfskonstruktion aufgehängt, schildert Martin Meier: „Diese trägt momentan die Brücke und erlaubt ein Arbeiten an den alten Widerlagern.“

Die alten Brückenauflager werden derzeit durch neue Kalottenlager ersetzt. Diese werden im Beton liegen und dazu beitragen. Ziel sei es, dass die Brücke auch in den nächsten 50 Jahren „ohne Sicherheitsbedenken befahren werden kann“, sagt Meier.

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Daneben laufen aber verschiedene Teilprojekte. So werde auch der Korrosionsschutz erneuert. „Der alte Korrosionsschutz ist allerdings komplexer aufgebaut, als angenommen, und er enthält Schadstoffe“, verdeutlicht Meier. Eben hier sei auch das Asbest gefunden worden.

„Die Entfernung des alten und das Auftragen des neuen Schutzes erfordern entsprechend anspruchsvollere und somit länger dauernde Verfahren“, bedauert der Mediensprecher.

Die aktualisierten Planungen sehen jedenfalls vor, dass der Korrosionsschutz im oberen Bereich der Brücke bis Ende November fertig ist.

Welche Schritte folgen im Anschluss?

„Wenn der Gitterträger wieder mit vollem Gewicht auf den neuen Lagern liegen, werden zum Schluss die Sandsteine, Granitblöcke und Kalksteine wieder eingemauert“, erklärt Meier.

Sobald der Korrosionsschutz im oberen Teil der Brücke erneuert sei, werde die Fahrbahn wieder eingebaut. Dann könne der Eisenbahnverkehr wieder aufgenommen werden.

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Die Sanierungsarbeiten werden allerdings nächstes Jahr fortgesetzt. Der im unteren Bereich der Brücke befindliche Korrosionsschutz soll voraussichtlich wieder ab Frühjahr erneuert werden. „Diese Arbeiten können dann aber ohne Auswirkungen auf den Bahnbetrieb umgesetzt werden“, so Martin Meier. Ein zweites Projekt ist die Abdichtung des Viadukts, die im Herbst geplant ist.