Zur Arbeit oder besser zum Arzt? 59 Prozent der AOK-Mitglieder, die in Betrieben im Bodenseekreis beschäftigt sind, waren 2023 mindestens einmal krankgeschrieben. Auf jedes Mitglied kamen rein rechnerisch 19,2 Arbeitsunfähigkeitstage. Das geht aus dem Gesundheitsbericht der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Bodensee-Oberschwaben hervor. Die Zahlen daraus seien repräsentativ und übertragbar, heißt es auf Anfrage. Im Landkreis betreut die Kasse nach eigenen Angaben rund 60.000 Versicherte und weist einen Marktanteil von knapp 30 Prozent aus.

„Es zeigt sich, dass die Krankenstände insgesamt sehr hoch sind“, sagt Christiane Petersen-Schweitzer, Koordinatorin Prävention bei der AOK Bodensee-Oberschwaben auf SÜDKURIER-Anfrage mit Blick auf die jüngste Erhebung sowie die Entwicklung in den Vorjahren. 2022 seien die Krankenstände so hoch wie seit 26 Jahren nicht mehr gewesen. Im Bodenseekreis ging dieser Wert (2022: 5,6 Prozent) im vergangenen Jahr nur leicht auf 5,3 Prozent zurück, liegt hier aber weiter unter dem aller AOK-Versicherten in Deutschland (6,6 Prozent).

Dabei gibt es von Branche zu Branche Unterschiede: Am höchsten war der Krankenstand mit 6,7 Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen, am niedrigsten mit 2,2 Prozent in der Land- und Forstwirtschaft.

Atemwege, Muskeln oder Skelett am häufigsten betroffen

Für beinahe ein Drittel aller Arbeitsunfähigkeitsfälle sorgten den Zahlen der AOK Bodensee-Oberschwaben zufolge Atemwegserkrankungen, auf den Plätzen zwei bis vier folgen Probleme im Bereich Muskeln/Skelett, mit der Verdauung sowie Verletzungen. Sortiert man die Beschwerden nach verursachten Ausfalltagen, landen die Atemwegserkrankungen auf Platz zwei hinter Muskeln/Skelett. Für jeweils etwa jeden zehnten Ausfalltag sorgen psychische Erkrankungen und Verletzungen.

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Digitalisierung stellt vor Herausforderungen

Betriebliches Gesundheitsmanagement nimmt nach Beobachtung von Christiane Petersen-Schweitzer in Unternehmen einen immer höheren Stellenwert ein. Die Arbeitswelt habe sich stark verändert. „Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an alle Mitarbeitenden, egal, ob es sich um Dienstleistungen, Fertigungsprozesse oder Betriebsstrukturen handelt“, sagt sie. „Es bieten sich dadurch auch neue Wege der Kommunikation in den Unternehmen.“

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Nicht jeder sei diesen ständigen Veränderungen gewachsen. „Diese neue Art der Belastung nehmen Mitarbeitende und Führungskräfte wahr. Aus diesem Grund wird nach Strategien der Bewältigung gesucht“, beschreibt die Präventionskoordinatorin.

„Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an alle Mitarbeitenden, egal, ob es sich um Dienstleistungen, Fertigungsprozesse oder ...
„Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an alle Mitarbeitenden, egal, ob es sich um Dienstleistungen, Fertigungsprozesse oder Betriebsstrukturen handelt“, sagt Christiane Petersen-Schweitzer. | Bild: AOK

Neben Bewegung geht es vermehrt um Resilienz

Neben klassischen Angeboten des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus den Bereichen Bewegung, Ergonomie und Ernährung würden bei der Kasse vermehrt Angebote zu Themen wie Resilienz, Achtsamkeit und Stressbewältigung angefragt. Ebenso bestehe eine große Nachfrage nach entsprechenden Seminaren für Führungskräfte.