Eigentlich sind sie Konkurrenten, wenn es um die Wasserflächen in der Stadt geht: Die Schwimmsport-Vereine in Villingen-Schwenningen. Denn sie alle brauchen Zeit und Platz im Wasser für ihr Training und ihre Wettkämpfe. Doch in einer Sache sind sie sich alle einig. Die Stadt benötigt ein großes Zentralbad.

Um ihren Standpunkt klarzumachen, haben die Verantwortlichen der beiden Schwimmclubs Villingen und Schwenningen, sowie der DLRG Ortsgruppe und der Wasserballgemeinschaft zu einem gemeinsamen Pressegespräch eingeladen.

Es mangelt an Zeit und Platz für alle

Insgesamt kommen die vier Vereine auf 800 bis 900 aktive Mitglieder, die auf regelmäßige Trainingsmöglichkeiten angewiesen sind. „Und die wollen auch alle in Wasser“, sagt Michael Müller, Vorsitzender des Schwimmclubs Villingen. Doch dafür hat es in seinen Augen derzeit zu wenig Zeit und Platz.

Michael Müller, Vorsitzender des Schwimmclubs Villingen.
Michael Müller, Vorsitzender des Schwimmclubs Villingen. | Bild: Lisa Sperlich

Das habe nicht nur Auswirkungen auf die verschiedenen Wettkampfmannschaften, sondern vor allem auf den Nachwuchs. Denn bis auf die Wasserballgemeinschaft kümmern sich die Vereine auch darum, Kindern das Schwimmen beizubringen.

Die Wartelisten für Schwimmkurse sind lang, teilweise mehrere Monate bis hin zu einem Jahr. Doch die Nachfrage ist ungebrochen.

Anfänger müssen lange warten oder abgewiesen werden

Besonders bei den Anfängergruppen sehen die beiden Schwimmclubs ein Problem. „Wir bekommen haufenweise Anfragen von älteren Kindern, die nach dem ersten Schwimmkurs weitermachen wollen“, sagt Michael Müller. „Aber die müssen wir alle ablehnen.“

Das bestätigt auch Margareta Müller, erste Vorsitzende des Schwimm- und Skiclubs Schwenningen: „Bei den Anfängergruppen haben wir Aufnahmestopp oder ein halbes Jahr bis Jahr Wartezeit.“

Margareta Müller, Vorsitzende des Schwimm- und Skiclubs Schwenningen.
Margareta Müller, Vorsitzende des Schwimm- und Skiclubs Schwenningen. | Bild: Lisa Sperlich

„Das ist für Kinder und Jugendliche nicht machbar“

Anders sieht die Situation bei der Wasserballgemeinschaft Villingen-Schwenningen aus. Platz für neue Mitglieder sei genug da, wie der erste Vorsitzende Adrian Roth meint. Doch die aktuelle Bädersituation machen es schwer, Nachwuchs zu gewinnen.

Adrian Roth, Vorsitzender der Wasserballgemeinschaft Villingen-Schwenningen.
Adrian Roth, Vorsitzender der Wasserballgemeinschaft Villingen-Schwenningen. | Bild: Lisa Sperlich

Für ihr Training benötigen die Wasserballteams das gesamte Becken und nicht nur ein paar Bahnen. Um das zu ermöglichen, liegen die Trainingszeiten zwischen 21 und 22 Uhr unter der Woche. „Das ist für Jugendliche und Kinder nicht machbar“, sagt Roth.

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Hoher Lärmpegel macht es den Trainern schwer

Auch der SCC Schwenningen hat mit den Rahmenbedingungen zu kämpfen. Während der Trainingszeiten läuft der öffentliche Badebetrieb im Schwenninger Neckarbad weiter. Für die Trainer bedeutet das einen hohen Lärmpegel, gegen den sie ankommen müssen.

Besonders betroffen ist die Abteilung der Synchronschwimmer, wie Leiter Fred Meckes erzählt. „Wir haben aufgegeben, während dem Training Anweisungen zu geben.“ Stattdessen gäbe es das Feedback erst nach dem Training. Dabei komme es gerade beim Synchronschwimmen auf das permanente Korrigieren an.

Fred Meckes ist Leiter der Abteilung Synchronschwimmen bei SSC Schwenningen.
Fred Meckes ist Leiter der Abteilung Synchronschwimmen bei SSC Schwenningen. | Bild: Lisa Sperlich

Eine Mischung aus lehren, planschen und toben

Ähnlich geht es auch der DLRG Ortsgruppe, die beide Hallenbäder der Stadtteile nutzen. „Es ist immer eine Mischung aus Schwimmen lehren und planschen, schreien, toben“, sagt Vorsitzender Felix Kremelic. Dazu kommt, dass gewisse Disziplinen oder Prüfungen im Neckarbad nicht möglich seien, da das Becken nicht tief genug ist.

Felix Kremelic, Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Villingen-Schwenningen.
Felix Kremelic, Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Villingen-Schwenningen. | Bild: Lisa Sperlich

Zentralbad kann allen gerecht werden

Die Verantwortlichen der Vereine sind sich einig: Ein Zentralbad mit einem 50-Meter- und 25-Meter-Becken ist notwendig. Und das nicht nur für bessere Trainingsmöglichkeiten. In einem gemeinsamen neuen Hallenbad sehen sie die Chance, allen gerecht zu werden. Dazu gehören auch die gesamte Bevölkerung und die Schulen.

Ein großer Vorteil, der das neue Zentralbad aus Sicht der Vereine bringt, sei der Parallelbetrieb für Freizeitschwimmer und Vereinsmitglieder. Bisher schränken Turniere, Wettkämpfe oder Lehrgänge sowie Schwimmunterricht der Schule den Betrieb im Hallenbad Villingen deutlich ein, so Margareta Müller.

Bei Wettkämpfen, wie hier vom Schwimmclub Villingen, ist das Hallenbad in Villingen für den öffentlichen Badebetrieb gesperrt. ...
Bei Wettkämpfen, wie hier vom Schwimmclub Villingen, ist das Hallenbad in Villingen für den öffentlichen Badebetrieb gesperrt. Freizeitschwimmer stehen dann vor verschlossenen Türen. | Bild: Schwimmclub Villingen

Freizeitschwimmer müssen an ein bis zwei Wochenende sowie zwei Tage die Woche zurückstecken, wenn die Halle gesperrt ist. Bei der größeren Variante des geplanten Zentralbads wäre das durch getrennte Becken und Schallschutz nicht mehr der Fall.

Es kommt auf die Fläche, nicht auf die Nähe an

Die größere Entfernung, die die Nutzer durch den Standort am Klosterhof zurücklegen müssten, sehen die Vereine nicht als Nachteil. „Wir sind keine Großstadt wie Stuttgart, wo ich eine Stunde brauche, um von A nach B zu kommen“, meint Michael Müller.

Wie eine Umfrage aus dem Herbst ergeben hat, kommen 74 Prozent der Bädernutzer mit dem eigenen Auto. Mit einer Busverbindung zum Bad wäre die Lage auch für die Schulen kein Problem. Wichtig sei daher die Wasserfläche und die Nutzzeiten, nicht die Nähe vom Bad. „Was nutzt uns die Nähe, wenn der Platz nicht da ist?“, sagt Michael Müller.